Hygroskopische Eigenschaften, Viskosität, Siedepunkt: Bremsflüssigkeiten sind eine Wissenschaft für sich. Dabei sind sie eine zentrale Komponente beim Bremsvorgang und sollten alle sicherheitsrelevanten Eigenschaften erfüllen. Wir erklären die wichtigsten Begriffe.
Warum muss Bremsflüssigkeit hygroskopisch sein?
Der Siedepunkt einer Bremsflüssigkeit ist eine Temperatur, bei der sich Gasblasen bilden. Dann kann der Druck im Bremssystem nicht aufrechterhalten werden, da sich Gas komprimieren lässt. Die Folge ist eine schlagartig verringerte Bremsleistung, die zu einem Unfall führen kann.
Würde sich Wasser an einer Stelle sammeln, läge der Siedepunkt dort bei nur ca. 100 °C und damit die Gefahr einer Gasblasenbildung. Deshalb ist die hygroskopische Eigenschaft der Bremsflüssigkeit so wichtig. Gemeint ist damit ihre Fähigkeit, Feuchtigkeit aufzunehmen. Dadurch sammelt sich Wasser nicht an einem Punkt, sondern wird in der gesamten Bremsflüssigkeit gleichmäßig verteilt. Der Siedepunkt bleibt so immer noch deutlich über 100 °C.
Bestimmte Faktoren beschleunigen die Wasseraufnahme in der Bremsflüssigkeit, z. B.:
- die Aufbewahrung der Bremsflüssigkeit in geöffneten, unversiegelten Verpackungen über eine längere Zeit,
- nicht eingehaltene Wechselintervalle,
- beschädigte Elemente des Bremssystems (z. B. Risse an äußeren Schichten von elastischen Bremsschläuchen) oder beschädigte Dichtungen.
Deshalb muss Bremsflüssigkeit regelmäßig ausgetauscht werden. In der Regel empfehlen Automobilhersteller einen Wechsel alle 40.000 bis 50.000 Kilometer oder alle zwei Jahre.
Viskosität und zentrale Aufgaben
Die Viskosität einer Bremsflüssigkeit definiert ihren inneren Widerstand auf den freien Fluss bei einer bestimmten Temperatur. Im Bereich von -40 bis +100 °C sollte die Viskosität der Bremsflüssigkeit möglichst niedrig sein. Das ermöglicht rapide Druckänderungen in den Leitungen des Bremssystems – je nach Fahrsituation.
Darüber hinaus sollten Bremsflüssigkeiten folgende Aufgaben erfüllen:
- das Innere des Bremssystems vor Korrosion durch bestimmte Additive schützen,
- die beweglichen Elemente (Bremskolben und Schieber) des Bremssystems bei hohem Druck schützen,
- die zulässige Schwellung bzw. Schrumpfung von Gummi- und Elastomerdichtungen einhalten,
- im Hinblick auf deren Basis mischbar sowie mit vorhandenen Bremsflüssigkeiten und Bremssystemen kompatibel sein.
Für eine sichere Bremsanlage
Achten Sie bei der Verwendung von Bremsflüssigkeiten auf folgende Kriterien:
- die Anforderungen an die Spezifikation der Bremsflüssigkeit im konkreten Bremssystem,
- den einwandfreien technischen Zustand des Bremssystems,
- die vorgesehene Wartungsmethode und das Wartungsintervall.