Die Zahl der Gebrauchtwagenkäufe steigt. 2014 wurde auf dem deutschen Markt ein Umsatz von 69 Milliarden Euro erzielt. Laut einer Umfrage besitzt jeder zweite Fahrer in Deutschland einen Gebrauchtwagen. Die folgenden Tipps können helfen, den Zustand eines Autos aus (mindestens) zweiter Hand besser zu beurteilen:
- Es besteht ein wesentlicher Unterschied zwischen dem Autokauf beim autorisierten Händler und einer Privatperson. Denn Händler sind gesetzlich verpflichtet, während einer zweijährigen Gewährleistungsfrist für Sachmängel am Fahrzeug zu haften. Diese Frist kann vertraglich auf ein Jahr verkürzt werden.
- Wenn Sie Ihren Wunschwagen gefunden haben, informieren Sie sich vorab über den aktuellen Marktpreis. Das erleichtert die Preisverhandlung mit dem Verkäufer. Die nötigen Informationen liefert u.a. die sogenannte „Schwacke“-Liste von DAT.
- Schauen Sie sich das Fahrzeug genau an und achten Sie auf sichtbare Beschädigungen (z.B. Rostflecken, Beulen). Der Innenraum sollte keine Wasserspuren aufweisen, denn das ist ein Zeichen für Undichtigkeiten der Fenster oder der Karosserie. Der Händler ist verpflichtet, Ihnen über Mängel und Unfallschäden Auskunft zu erteilen. Eintragunspflichtige Umbauten müssen im Fahrzeugbrief vermerkt sein.
- Selbst wenn der prüfende Blick unter die Motorhaube bei vielen modernen Fahrzeugen von Schutzverkleidungen versperrt wird, achten Sie auf die Dichtigkeit von Schläuchen und Hinweise auf Ölaustritt. Auch der Füllstand des Bremsflüssigkeitsbehälters sollte kontrolliert werden. Achten Sie unbedingt darauf, ob die vorgeschriebenen Wartungen im Scheckheft des Fahrzeugs dokumentiert sind.
- Ein zum Verkauf gewaschener Motor oder Unterboden sollte stutzig machen, weil Undichtigkeiten so nicht mehr erkannt werden können. Ziehen Sie den Ölmessstab heraus. Schleimige weiße Ablagerungen deuten auf Wasser im Öl und damit ggf. eine defekte Zylinderkopfdichtung hin.
- Der Motor sollte bei Besichtigung kalt sein. Manche Geräusche oder Anzeichen im Abgas sind beim betriebswarmen Motor nicht unbedingt festzustellen. Starten Sie den Motor und beobachten Sie dabei den Abgasausstoß. Starker weißer Qualm deutet auf verbranntes Wasser hin. Starker schwarzer Qualm ist ein Zeichen für ein zu fettes Gemisch und blauer Qualm ist ein Hinweis auf verbranntes Öl.
- Kontrollieren Sie die elektronischen Komponenten (Fensterheber, Sitzheizung etc.) sowie die Außen- und Innenbeleuchtung auf einwandfreie Funktion. Achten Sie zudem darauf, ob im Kombiinstrument nach dem Start des Fahrzeugs Kontrolllampen aufleuchten.
- Überprüfen Sie die Windschutzscheibe auf Kratzer und Steinschlagschäden.
- Die Reifen sollten nicht älter als 6 Jahre sein und die vorgeschriebene Profiltiefe aufweisen. Beulen, Risse und Schrammen können ein Hinweis auf (wiederholten) Bordsteinkontakt und damit unter Umständen Beschädigungen des Fahrwerks sein.
- Während einer Probefahrt können Geräusche Aufschluss über möglichen Verschleiß an Bremse oder Lenkung geben. Wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen, lassen Sie den Wagen von einer professionellen Werkstatt auf der Hebebühne prüfen.
- Wer es ganz genau wissen will, kann für rund 100 Euro ein „TÜV Wertgutachten“ oder ein „DEKRA Siegel“ in Auftrag geben. Damit wird die volle Funktionstüchtigkeit des Fahrzeugs sichergestellt.
- Der Kaufvertrag muss schriftlich ausformuliert sein. Neben Fahrzeugschein und Fahrzeugbrief erhalten Sie die Bescheinigung der letzten Haupt- und Abgasuntersuchung. Vergewissern Sie sich, dass die Bedienungsanleitung, sämtliche Schlüssel/Codes sowie zusätzliche Gutachten und Rechnungen an Sie ausgehändigt werden.
Bei einer guten Vorbereitung sollte der Gebrauchtwagenkauf eigentlich keine bösen Überraschungen bereithalten. Doch vergessen Sie nicht, das erworbene Fahrzeug innerhalb einer Woche bei der Zulassungsstelle anzumelden.