Strom tanken beim Discounter: Warum Aldi, Lidl & Co. zur Anlaufstelle für E-Mobile werden

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E-Fahrzeug beim Landevorgang
E-Fahrzeug beim Landevorgang

Marmelade, Milch, Müsli: In den Supermarkt fahren wir zum Einkaufen. Und manche mittlerweile auch zum Tanken. Zumindest, wer über ein E-Auto verfügt. Denn seit einiger Zeit haben große Supermarktketten wie Lidl und Aldi Süd diese Kundschaft besonders ins Visier genommen – und beglücken sie mit kostenlosen Stromtankstellen auf den eigenen Parkplätzen.

Einer der Vorreiter ist Aldi Süd: An rund 50 Standorten hat die Mülheimer Kette bereits Ladestationen errichtet. Bislang stehen die vor allem in Ballungszentren wie Düsseldorf, Köln und Stuttgart. Bis Ende dieses Jahres sollen weitere 28 hinzukommen – „entlang der Autobahnen A3, A5, A7, A8 und A9“, wie Aldi auf seiner Website schreibt.

Wird der Discounter damit zu einem Treiber der Energiewende in der Automobilindustrie? Das Unternehmen selbst gibt sich bescheiden: Man wolle den Kunden die Möglichkeit geben, „sich aktiv am Klimaschutz zu beteiligen.“ Ob Aldi Süd dabei vor allem das Wohl der Umwelt im Blick hat, ist fraglich. Viel eher geht es dem Discounter vermutlich darum, den Kunden ein gutes Gefühl beim Einkaufen zu geben. Nach dem Motto: Ich gehe zu Aldi, lade mein E-Auto und schone gleichzeitig Ressourcen.

Flickenteppich Deutschland
Was das Beispiel auf jeden Fall in aller Deutlichkeit zeigt: Deutschland ist ein Flickenteppich, wenn es um E-Tankstellen geht. Hunderte Anbieter tummeln sich auf dem Markt. Fehlende einheitliche Standards machen Vergleiche, zum Beispiel beim Preis, schwierig bis unmöglich. Das kritisiert auch der ADAC in seiner jüngsten Studie. Demnach war bei über 75 Prozent der 53 bundesweit getesteten Ladesäulen nicht klar ersichtlich, was der Tankvorgang gekostet hat. Bei fast ebenso vielen war die Parkdauer nicht begrenzt.

Umso attraktiver wirken Angebote von Aldi Süd oder anderer Discounter wie Rewe oder Lidl. Sie sind kostenlos und die Parkdauer auf Supermarkt-Parkplätzen ist sowieso immer eingeschränkt. Gleichzeitig lässt sich die Wartezeit sinnvoll mit dem nächsten Einkauf verbinden. Ob das Kalkül der Ketten aufgeht, wird sich wohl erst in einigen Jahren zeigen. Doch die frühzeitige Kundenbindung könnte sich später, wenn E-Autos zur Massenware geworden sind, als entscheidender Faktor erweisen.