Rettungsgasse: Für 80 Prozent der Verkehrsteilnehmer ein Fremdwort?

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Rettungsgasse
Rettungsgasse

Winter bedeutet für Autofahrer oft: mehr Staus und mehr Unfälle. Umso wichtiger ist es, dass die Verkehrsteilnehmer wissen, wie sie sich in diesen Fällen verhalten müssen. Wenn es auf der Straße mal wieder gekracht hat, ist es entscheidend, den anrückenden Kranken- und Polizeiwagen Platz zu machen. Doch gerade bei der Bildung einer Rettungsgasse scheinen deutsche Auto- und LKW-Fahrer noch Nachholbedarf zu haben – das zumindest hat jetzt eine Umfrage des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) ergeben.

„In 80 Prozent aller Fälle verlieren in Deutschland Helfer wertvolle Zeit, weil die Rettungsgasse blockiert wird“, fasst das DRK die ernüchternde Bilanz in einer Pressemeldung zusammen. Im Vorfeld waren 96 DRK-Rettungsteams aus mehreren Bundesländern befragt worden. „Der durchschnittliche Zeitverlust bei diesen Einsätzen wurde auf bis zu fünf Minuten geschätzt. Für einen Patienten, der reanimiert werden muss, kann dann jede Hilfe zu spät sein“, so DRK-Bundesarzt Prof. Dr. Peter Sefrin. Anders formuliert: Eine Rettungsgasse kann Leben retten.

Einfache Regel

Rettungsgasse - so geht's
Rettungsgasse – so geht’s

Dabei ist die Regel einfach: Bei zweispurigen Straßen rollen die Fahrer auf der linken Seite an den linken Straßenrand, die rechts an den rechten Straßenrand. Bei drei- oder mehrspurigen Straßen fahren die Verkehrsteilnehmer auf allen weiteren Spuren ebenfalls nach rechts. Aber auch der richtige Zeitpunkt ist entscheidend, wie der ADAC auf seiner Webseite erläutert: „Eine Rettungsgasse ist nicht erst dann zu bilden, wenn sich Einsatzfahrzeuge von hinten nähern, sondern bereits dann, wenn der Verkehr stockt. Ein späteres Bilden der Rettungsgasse ist aufgrund von Platzmangel oft nicht möglich.“

Dennoch ignorieren viele Fahrer die Regeln. Laut DRK-Umfrage reagieren rund 35 Prozent „erst nach Aufforderung durch ein Sondersignal. Mehr als 20 Prozent der Fahrer reagieren gar nicht.“ Deshalb fordert Dr. Peter Sefrin, dass Verstöße strenger geahndet werden müssten. Aktuell sieht die Straßenverkehrsordnung Bußgelder von bis zu 320 Euro mit zwei Punkten in Flensburg und einem Monat Fahrverbot vor. In anderen Ländern müssen die Fahrer deutlich tiefer in die Tasche greifen. So sind in Österreich bis zu 2.180 Euro fällig.

Letztlich sollten aber nicht der eigene Geldbeutel, sondern der gesunde Menschenverstand und das Mitgefühl mit möglichen Unfallopfern der ausschlaggebende Grund sein, warum Verkehrsteilnehmer eine Rettungsgasse bilden.