Wer abends von der Autobahn auf eine Raststätte abbiegt, kennt den Anblick: LKW wohin das Auge reicht. Oft reihen sich die Brummis Stoßstange an Stoßstange entlang der Ein- und Ausfahrt. Manchmal stehen sie sogar schon auf dem Standstreifen.
Das Problem ist eindeutig: In Deutschland mangelt es erheblich an Parkmöglichkeiten für LKW. Allein in Nordrhein-Westfalen fehlen laut der Behörde Straßen.NRW bis 2025 rund 4.000 Standplätze für Brummis. In Sachsen-Anhalt, einem Bundesland mit deutlich weniger Verkehrsaufkommen, sind es aktuell immerhin circa 700.
Die Ursachen sind vielfältig. So wurden in den vergangenen Jahren die gesetzlichen Regelungen zur Einhaltung der Ruhezeiten EU-weit verschärft. Gleichzeitig hat die Menge an Gütern, die per LKW transportiert wird, deutlich zugenommen. „Der Ausbau des Autobahnnetzes und der Rastanlagen an Autobahnen konnte mit dieser Entwicklung nicht Schritt halten“, heißt es auf der Internetseite von Straßen.NRW.
Die Folge: Neben den überlasteten Autohöfen werden zunehmend auch in der Nähe liegende Gewerbegebiete und Landstraßen von den Truckern in Beschlag genommen. Das wiederum sorgt für Unmut bei Anwohnern und Autofahrern, wie ein Beispiel aus Mönchengladbach zeigt. Dort blockieren LKW-Fahrer nicht nur die Stellflächen in einer Gewerbestraße, sondern hinterlassen auch jede Menge Müll.
500 Millionen für neue Stellplätze
In der Politik ist das Problem schon lange bekannt. Bereits 2008 errechnete das Bundesverkehrsministerium einen Mangel von rund 21.000 LKW-Parkplätzen allein bis zum Jahr 2015. Für die aktuelle Legislaturperiode (2013-2017) hatte die Regierung immerhin 500 Millionen Euro für den Bau von Rastanlagen zur Verfügung gestellt. Bedenkt man jedoch, dass die geschätzten Baukosten pro LKW-Stellplatz bei mindestens 30.000 Euro liegen, könnten selbst im Idealfall gerade einmal 16.000 neue Flächen realisiert werden.
Bleiben immer noch Tausende Brummifahrer, die abends auf der Suche nach einem Stellplatz leer ausgehen und sich zu gefährlichen Alternativen wie dem Parken auf dem Standstreifen gezwungen sehen. Über 40-mal pro Jahr kommt es dadurch europaweit zu tödlichen Unfällen, berichtet die Westdeutsche Allgemeine Zeitung. Erst Ende 2016 starb ein Motorradfahrer auf der A 40 bei Grefrath: Er hatte vermutlich einen auf dem Standstreifen der Verzögerungsspur parkenden LKW zu spät gesehen und prallte gegen den Truck. Solche Ereignisse sollten eigentlich Mahnung genug sein, damit sich die Politik des Themas endlich ernsthaft annimmt.