Tempo-30-Modellversuch in Frankfurt: Lärm reduziert, Schadstoffausstoß erhöht?

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Die Belastung durch Verkehrslärm und Fahrzeugemissionen in den Innenstädten ist ein verbreitetes Problem. Ein Modellversuch in Frankfurt am Main soll Aufschluss darüber geben, ob ein nächtliches Tempolimit auf bestimmten Streckenabschnitten zu einer signifikanten Reduzierung der Lärmbelastung führt. Kritiker halten dem Test eine Studie entgegen, die bereits 2012 von der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) in Auftrag gegeben wurde. Die bescheinigt Autos mit Dieselmotor bei verringerten Geschwindigkeiten einen höheren Schadstoffausstoß.

Der Frankfurter Versuch fand vom 25. Mai bis zum 20. Juli 2016 zwischen 22 Uhr und 6 Uhr auf verschiedenen Hauptverkehrsstraßen statt. Um eine größtmögliche Vergleichbarkeit zu gewährleisten, wurden vier je zweiwöchige Messstufen definiert. In der ersten blieb alles wie gewohnt, in der zweiten wurde die Einhaltung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 50 Stundenkilometern polizeilich kontrolliert. Die Autofahrer wurden durch Hinweisschilder  über die Radarfallen informiert. In der dritten Messstufe erfolgte die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Stundenkilometer, in der vierten überprüfte die Polizei deren Einhaltung.

Zum Zweck der Vergleichbarkeit mit den gewonnenen Daten wurden Anwohner nach Abschluss des Modellversuchs zu ihrem subjektiven Empfinden in den verschiedenen Messperioden befragt. Hessens Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Bündnis 90/Die Grünen) zog im August eine positive Zwischenbilanz. In einer Pressemitteilung ließ er verlauten: „Die Durchschnittsgeschwindigkeit ist gesunken, es ist entlang der Versuchsstrecken deutlich leiser geworden, und die Anwohner nehmen dies positiv wahr.“ So ganz Teilen können Politiker anderer Fraktionen diese Euphorie jedoch nicht.

Nach ihrer Auffassung, belegt durch eingangs erwähnte Studie der LUBW, hat die Lärmreduzierung einen negativen Nebeneffekt. Der wurde anhand von Testmessungen mit zwei Diesel-PKW und einem Diesel-Transporter der Schadstoffklasse Euro 6 u.a. in Stuttgart und München belegt. Demnach nehmen die Stickoxid-Belastungen bei Tempo 30 tendenziell zu. Die Empfehlungen von Gegnern verschärfter innerstädtischer Geschwindigkeitsbegrenzungen gehen daher vorrangig in Richtung einer Verstetigung des Verkehrsflusses. Denn gleichmäßige Fahrgeschwindigkeiten tragen nachweislich zur Verringerung der ausgestoßenen Stickoxide bei. Das Problem der Lärmbelastung bedarf dabei allerdings alternativer Lösungsansätze.