Mindestens sechs Tote, über 100 Verletzte und eine Rekord-Rückrufaktion für knapp 34 Millionen Fahrzeuge allein in den USA – seit Jahren erweisen sich die Airbags des japanischen Zulieferers Takata als Dauerproblem für die Automobilbranche.
Eigentlich als Sicherheitseinrichtung gedacht, können die Takata-Airbags unvermittelt auslösen und Teile der Metallverkleidung sprengen. Grund hierfür war die im Jahr 2001 durchgeführte Umstellung des Treibstoffs von Tetrazol auf Ammoniumnitrat. Die gegenüber Temperatur- und Feuchtigkeitsänderungen empfindliche Chemikalie zersetzt sich im Laufe der Zeit und bildet explosionsanfällige Verbindungen. Der Wechsel erfolgte, weil die Herstellung von Ammoniumnitrat deutlich billiger ist als die Produktion von Tetrazol.
Da die genaue Ursache für den Defekt bisher nicht geklärt wurde, ist ein kompletter Austausch der Airbags erforderlich. Das Desaster kostet Takata eine Milliardensumme. Zwar ist der Zulieferer gegen einen solchen Fall versichert, die Frage ist jedoch, ob die Versicherung auch dann zahlt, wenn dem Unternehmen Versäumnisse bei der Produktion nachgewiesen werden.
Allein in den USA musste der japanische Hersteller auf Drängen der dortigen Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA rund 34 Millionen Autos zurückrufen. Weltweit sind über 53 Millionen Fahrzeuge von dem Defekt betroffen. Zu den involvierten Autobauern gehören BMW, Ford, Fiat Chrysler, General Motors, Mitsubishi, Honda, Mazda, Toyota, Nissan und Subaru.
Noch im Februar 2015 verhängte die US-Behörde eine Strafe von 14.000 Dollar gegen Takata, da der Konzern eine Zusammenarbeit verweigerte. Das Unternehmen hatte zunächst die Forderungen nach einem landesweiten Rückruf abgelehnt und das feuchte und heiße Klima in Bundesstaaten wie Florida und Kalifornien für die Schwierigkeiten verantwortlich gemacht. Der Airbag-Hersteller wollte die Rückrufaktion einstweilen auf diese Regionen beschränken, da seine Produktionskapazität nicht ausreicht, um zeitnah genügend Teile für einen Massen-Recall auszuliefern.
Ende Juni 2015 entschuldigte sich Takata-Präsident Shigeshisa Takada erstmals für die mit den Airbags seines Unternehmens verbundenen Probleme und sprach den Angehörigen derer, die dadurch ihr Leben verloren, sein Beileid aus. Er bekundete, sich auf die notwendige Aufarbeitung und die Ergreifung erforderlicher Sicherheitsmaßnahmen konzentrieren zu wollen. Die Verantwortung zur Problemlösung schrieb er sich selbst zu und deutete damit zugleich an, dass er trotz des Debakels und der Kritik an seiner Person nicht an einen Rücktritt denkt.
Marktführer Takata, der auch mehrere Werke in Deutschland betreibt, produzierte bisher ca. jeden fünften Airbag weltweit. Deutsche Automobilhersteller blieben von dem Debakel bislang weitgehend verschont. Mercedes-Benz und VW vermeldeten, von einem erneuten Rückruf nicht betroffen zu sein. BMW hingegen muss eine eventuelle Rückrufaktion zunächst prüfen.