Konsequenz des Diesel-Skandals: KBA erhält eigene Teststrecke

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Die Politik macht ernst. Zumindest ein bisschen. Nachdem sich neben den Automobilherstellern auch die Bundesregierung im Skandal um manipulierte Abgaswerte bei Diesel-Fahrzeugen harsche Kritik gefallen lassen musste, bestätigte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) nun den Bau einer eigenen Teststrecke auf dem Areal des früheren Militärflughafens Leck in Schleswig-Holstein. Die Verantwortung für das Testgelände, auf dem unabhängige Schadstoffmessungen im realen Fahrbetrieb durchgeführt werden sollen, trägt das Kraftfahrtbundesamt (KBA).   

Der Zeitpunkt scheint günstig. Denn kaum hatte Dobrindt die bereits im Sommer 2016 publik gemachten Pläne konkretisiert, wurde die Automobilbranche von neuen Negativschlagzeilen erschüttert. An mehreren Audi-Standorten führte die Staatsanwaltschaft am 15. März Razzien durch, um dem Verdacht nachzugehen, der Konzern habe in den USA – ähnlich VW – die Emissionswerte von Dieseln manipuliert. Von Unternehmensseite heißt es, man wolle vollumfänglich mit den Behörden kooperieren. Ein Imageschaden ist trotzdem zu erwarten. Nicht zuletzt, da die Durchsuchungen kurz vor Beginn der Bilanzpressekonferenz von Audi stattgefunden haben.

Seit Bekanntwerden des Diesel-Skandals kommt die Branche nicht zur Ruhe. Die KBA-Teststrecke ist ein wichtiges Indiz dafür, dass die Bundesregierung aus den Versäumnissen der Vergangenheit gelernt hat. Abgasmessungen ohne Unterstützung durch externe Dienstleister sollen Unterschiede zwischen Herstellerangaben und tatsächlichem Schadstoffausstoß kenntlich machen und auch die Verwendung illegaler Abschalt-Software nachweisen. Die Emissionstests sollen stichprobenartig durchgeführt werden – an Mietwagen oder frisch vom Band gerollten Fahrzeugen. Privatwagen spielen bei den Plänen keine Rolle.

Es bleibt die Frage, ob diese Maßnahmen ausreichen. Zwar hat das Verkehrsministerium die Weichen für den Aufbau einer staatlichen Prüftechnik gestellt und das KBA bereits mit zwei mobilen Prüfgeräten ausgestattet, die Einführung strengerer Messmethoden auf europäischer Ebene können damit aber kaum ersetzt werden.