Start Markt & mehr Auto-Notrufsystem „eCall“ soll 2015 kommen – und ruft Kritiker auf den Plan

Auto-Notrufsystem „eCall“ soll 2015 kommen – und ruft Kritiker auf den Plan

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Auto-Notrufsystem „eCall“ soll 2015 kommen – und ruft Kritiker auf den Plan

Mit dem Beckengurt fing alles an: Mitte der 50er Jahre eingeführt und später nach und nach durch den Dreipunkt-Sicherheitsgurt ersetzt, setzte sich bei Autofahrern zunehmend ein Bewusstsein für das Thema Sicherheit durch. In der modernen Automobilentwicklung spielt der Aspekt Sicherheit mittlerweile eine wesentliche Rolle und ist im Markt zum Kaufkriterium geworden.

Automobilhersteller und -zulieferer forschen seit über 30 Jahren an Sicherheitssystemen, die Unfälle vermeiden (aktive Sicherheitssysteme, etwa Antiblockiersysteme oder Stabilitätsprogramme) oder die Folgen eines Unfalls lindern sollen (passive Sicherheitssysteme, zum Beispiel Airbags oder Gurtstraffer). Ein neues Sicherheitssystem, das den aktiven und passiven Systemen nachgelagert ist, dürfte das Notrufsystem „eCall“ werden.

Dabei handelt es sich um ein automatisches System, das die Folgen schwerer Unfälle verringern soll. Im Falle eines schweren Unfalls wählt das eCall-System die Notfallnummer 112. Anschließend übermittelt es satellitengestützt Fahrzeugdaten an die Notfalldienste, etwa den genauen Zeitpunkt des Unfalls, den genauen Standort des Fahrzeugs und die Fahrtrichtung. Und zwar auch dann, wenn der Fahrer bewusstlos oder aus anderen Gründen nicht in der Lage ist, einen Telefonanruf zu tätigen.

Das von der Europäischen Union geplante System soll ab Oktober 2015 verpflichtend für alle neuen Modelle von PKW und leichten Nutzfahrzeugen sein. Der Vorstoß der EU ist grundsätzlich natürlich zu begrüßen, rechnet sie doch mit 2.500 Menschenleben, die pro Jahr gerettet werden könnten.

Dennoch hat das geplante System Kritiker auf den Plan gebracht. Politiker und Datenschützer warnen vor einem möglichen Missbrauch des Systems. So könnte eCall etwa zur Überwachung von Autofahrern missbraucht werden und Daten zu Standort, Fahrweise, Tempo oder Bremsverhalten sammeln und weitergeben. Außerdem kritisieren Beobachter, dass das System nicht vom Fahrer abgeschaltet und sogar von außen aktiviert oder gar angezapft werden kann.

Spannend erscheint auch die Frage, wie und wann das eCall-System mit der noch fehlenden Leitstelleninfrastruktur synchronisiert werden soll. Denn während das EU-Parlament die Ausrüstung von Neuwagen mit eCall-Technologie ab Oktober 2015 zur Pflicht machen will, sollen die Rettungsleitstellen in Europa „spätestens bis zum 1. Oktober 2017“ ausgerüstet sein. Das dürfte dann etwas spät sein.